Erfahrung mit unterschiedlichen Familienformen – Gründe fürs Heiraten

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Familienformen
Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind schon in ihrer Kindheit und Jugendzeit mit den vielfältigen Lebensformen konfrontiert worden – entweder in der eigenen Familie oder in den Familien ihrer Freunde und Kollegen. Zwar wächst der größte Teil weiterhin in der traditionellen Familie mit leiblichen Eltern (und Geschwistern) auf, aber der Anteil anderer Familienformen nimmt von Jahr zu-Jahr auffallend zu. So lebt mittlerweile jedes 5. Kind mit nur einem Elternteil zusammen, und jedes 7. Kind muss den Wechsel zur Zweit- oder Fortsetzungsfamilie, früher auch Stieffamilie genannt, verkraften. Die langfristigen Prognosen besagen, dass zukünftig nur noch die Hälfte aller Kinder in den Familien groß wird, in die sie hineingeboren worden sind. Die Zweitfamilie ist ein besonders kompliziertes Gebilde, gilt es dabei doch zahlreiche Beziehungsklippen zu umschiffen, insbesondere für die Kinder und Jugendlichen. Ein neues Beziehungsnetz mit weit verzweigten Knotenpunkten – neue Väter oder neue Mütter, neue Geschwister, neue Großeltern, neue Verwandtschaft – will zunächst auf seine Tragfähigkeit überprüft sein. Rivalitätskämpfe um Machtpositionen und Führungsrollen, aber auch um Liebe und Zuwendung stehen an. Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich aufgerieben zwischen der alten und der neuen Familie.

Andere Kinder, in Pflege- oder Adoptivfamilien aufgenommen, erleben in weit stärkerem Ausmaß Trennungs und Bindungsängste. Nur ein kleiner Teil der jungen Generation wächst in freien Lebens- und Wohngemeinschaften auf. Homosexuelle Partnerschaften mit Kindern – etwa nach einer vorangegangenen heterosexuellen Beziehung eines Partners bzw. einer Partnerin – zählen bisher noch zur absoluten Ausnahme.

Diese völlig unterschiedlichen Familienerfahrungen bringen junge Leute mit in ihre Freund- und Liebschaften. Während der Mann einer traditionellen Familie mit zahlreichen Geschwistern entstammt, hat seine Partnerin vielleicht über viele Jahre allein mit ihrer Mutter gelebt. Eine junge Frau wiederum hat die Scheidung ihrer Eltern erlebt und sich auf eine neue Familie einstellen müssen, während ihr Partner in einer freien Lebens- und Wohngemeinschaft aufgewachsen ist. Alle Familienkonstellationen sind heute im Leben junger Leute anzutreffen und beeinflussen auf ihre Weise deren Einstellung und Verhalten. Das bedeutet in der Praxis: Am Anfang einer jeden Partnerschaft stehen zwei grundverschiedene, oft sich sogar widersprechende Beziehungsmuster und Familienbilder.

Folglich ist davon auszugehen, dass die Entscheidungen, die junge Paare heute auf dem langen Weg ihrer Beziehung immer wieder neu zu treffen haben, nicht so ohne weiteres einvernehmlich ausfallen. Er drängt, sie zögert – oder um-gekehrt. Er möchte schon bald zusammenziehen, sie lieber vorerst noch allein leben. Sie würde gern in absehbarer Zeit heiraten, er braucht noch eine längere Bedenkzeit. Für ihn gibt es nur die Ehe, sie bevorzugt die freie Liebe. Sie wünscht sich Kinder, er kann sich auch ein Leben ohne Kinder vorstellen. Zuversicht des einen stehen Zweifel des anderen gegenüber. Es braucht seine Zeit für konsensfähige Entscheidungen.

Stimmen und Stimmungen
Cordula (18): Kinder möchte ich auf jeden Fall. Ich glaube, sie geben einem Halt und auch Sinn. Aber heiraten? Muss ja nicht sein.
Stefan (19): Heiraten – das weiß ich noch nicht. Ob ich eigene Kinder will, das ist überhaupt die Frage. Vielleicht adoptiere ich welche.
Lukas (20): Konkret habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wie das mit meiner Freundin und mir weitergeht. Ich weiß nur, dass ich nicht jung heiraten möchte. Es braucht seine Zeit, bis wir uns beide richtig kennen. Wir wollen uns sicher sein, dass nichts schief geht.
Stefanie (21): Ich bleib’ erst noch solo. Es reicht, wenn mein Freund und ich am Wochenende Zusammenleben. Freiheit geht mir über alles.
Claudia (17): Ich glaube an die große Liebe. Wenn ich sie finde, wird geheiratet – nicht sofort, aber auch nicht zu spät.
Martin (22): Kinder-das steht doch außer Frage. Wir sind zu Hause zu viert gewesen. Eltern müssen für ihre Kinder da sein. Also wird wohl meine Zukünftige Kinder und Haus hüten.
Maria (21): Hauptsache, wir lieben uns. Dafür brauchen wir keine Ehe. Das ist unsere Privatsache. Durch Ehe geht die Liebe doch nur verloren. Schaut euch doch mal um: überall kaputte Ehen.